Reem

2016-03-29_stadtpark_0421

Mein Name ist Reem. Ich komme aus Aleppo in Syrien und bin 21 Jahre alt. In Österreich bin ich eigentlich durch Zufall gelandet: Ich wollte nach Deutschland zu meinem Bruder. Da ich aber im Burgenland von der Polizei aufgegriffen wurde, konnte ich nur hier um Asyl ansuchen. Am Anfang war ich deswegen verzweifelt, mittlerweile bin ich aber froh darüber. Ich mag Wien, ich mag die Vielfalt der Stadt, und ich fühle mich wohl hier. Aber zurück zum Anfang meiner Geschichte.


In Aleppo war ich auf der Universität eingeschrieben, Studienrichtung englische Sprache. Der Krieg hat alles verändert. Während eines Examens explodierte eine Bombe im Campus, die zwei meiner Freunde tötete. Es war reines Glück, dass ich davon gekommen bin. Nach dem Vorfall verbot mir meine Mutter den weiteren Besuch der Uni. Mein Vater war erst vor kurzem an einem Herzinfarkt gestorben, mein Bruder und mein Schwager im fernen Europa – sie wollte nicht auch noch eine Tochter verlieren. Als das Leben in Aleppo immer unerträglicher wurde, entschlossen meine Mutter, meine Schwester und ich uns zur Flucht.


Die Türkei war unser erstes Ziel. Unsere Mutter blieb, meine Schwester und ich aber wollten weiter. Ich nach Deutschland zu meinem Bruder, meine Schwester zu ihrem Mann, der in der Zwischenzeit nach Österreich gegangen war. Die nächste Etappe war die Mittelmeerpassage nach Griechenland. Beim ersten Versuch kenterte unser Boot; zum Glück noch in Küstennähe, sodass wir alle zurück schwimmen konnten. Der zweite Versuch war ein noch größeres Desaster: Die türkischen Polizei griff uns auf und sperrte uns für 4 Tage ohne Wasser und Essen ein. Bis ich kollabierte und ins Krankenhaus eingeliefert wurde.


Nach der Freilassung starteten wir den 3. Versuch – diesmal mit Erfolg. Ich werde nie vergessen, wie es sich anfühlte, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren und es trotz aller Hindernissen so weit geschafft zu haben. Acht Tage lang ging es dann zu Fuß weiter durch Europa, in der ständigen Angst, entdeckt zu werden. Die Endstation unserer Flucht war dann, wie schon erwähnt, das Burgenland. Jetzt bin ich also in Wien und einfach nur froh, in Frieden leben zu können, ohne mich zu sorgen, wann und wo die nächste Bombe hoch geht. Mein Ziel ist es, Deutsch zu lernen und wieder auf die Uni zu gehen. Mein Berufswunsch: Dolmetscherin.